Nachwuchs gesucht!
Unsere sehr erfolgreiche Ju-Jutsu Abteilung (siehe Sieger & Pokale) hat für Nachwuchs von 8 bis 9 Jahre wieder Kapazitäten frei!
Weitere Informationen erhalten Sie beim Abteilungsleiter Herrn Bauer 04134 7505 oder in unserer Geschäftsstelle.
Eine aktuelle Übersicht für die Sporthallen Melbeck und Deutsch Evern kann hier heruntergeladen werden.
Ju Jutsu |
Sporthalle |
Tag/Uhrzeit |
Übungsleiter |
---|---|---|---|
ab 8 Jahre m/w |
Melbeck |
Freitag |
Herr Bauer |
Jürgen Bauer, einer von uns …
Aufmerksame Leser der Berichterstattung zum SV Ilmenau (SVI) ist beim Lesen der letzten Ausgaben von "Ilmenau Aktuell" aufgefallen, dass einzelne Personen, die über lange Jahre für unseren Verein im Ehrenamt tätig sind oder es waren, an dieser Stelle vorgestellt wurden. Ohne diese verdienten Mitglieder*innen würden Vereine nicht funktionieren, sportliche Erfolge wären ohne diese Personen einfach nicht zu realisieren. Mit ihrem sehr häufig selbstlosen Einsatz ermöglichen sie insbesondere Kindern und Jugendlichen - selbstverständlich aber auch Erwachsenen - die Ausübung ihres Sports. Über diese verdienten SVI-Mitglieder*innen möchte der Verein in dieser und den nächsten Ausgaben unserer Samtgemeindezeitung sporadisch berichten.
Die erfolgreichste Sportabteilung des SV Ilmenau "ever" (!) ist nicht, wie viele vielleicht spontan annehmen, die Fußballsparte, sondern die Ju-Jutsu-Abteilung des SVI, die im Jahre 2001 von Jürgen Bauer ins Leben gerufen wurde und 20 Jahre von ihm nicht nur geleitet sondern sogar geprägt wurde.
Eigentlich hatte der Melbecker Jürgen Bauer, der sehr erfolgreich in der Fußballjugendabteilung von Ewald Komander unter Trainer Arthur Ott für den SVI Ilmenau gekickt hatte, mit Kampfsport "nichts am Hut". Seine Position als Vorstopper und sein Spitzname "Nobby Stiles", den er aufgrund seiner kompromisslosen Spielweise, die sehr der des englischen "Orginals" ähnelte, deuteten jedoch darauf hin, dass eine gewisse Kernkompetenz zur erfolgreichen Ausübung des Selbstverteidigungssports vorhanden war. Im Gegensatz zur zahnlosen "Kauleiste" des ManU-Spielers, englischen Nationalspielers und Weltmeisters von 1966, und darauf legt Jürgen Bauer schon großen Wert, war sein Zahnstatus jedoch vollständig.
Leider endete die Fußballkarriere von Jürgen Bauer bereits in der A-Jugend (damals höchste deutsche Spielklasse in der Jugend) als Landesligaspieler des Nachbarvereins SV Eintracht Lüneburg. Im Gegensatz zu heute war man in der Landesliga nicht nur bezirksweit im NFV-Bezirk Lüneburg, sondern tatsächlich landesweit unterwegs. Eine beidseitige Hüftdysplasie und der Start in das Berufsleben im pflegerischen Bereich des AK Hamburg-Ochsenzoll mit der spezialisierten Verwendung im Maßregelvollzug des Psychiatrischen Krankenhauses waren die Gründe für die Aufgabe dieser sportlichen Betätigung.
Nicht nur Insider wissen, dass die Tätigkeit in vorderster Reihe des Maßregel-vollzuges sehr hart ist. Die "Patienten", Insassen ist der politisch unkorrekte Begriff, haben ihre gerichtlich angeordnete Unterbringung in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie bzw. Maßregelvollzugs nach der Begehung schwerster rechtswidriger Taten selbst verursacht. Eine verminderte oder auszuschließende Schuldfähigkeit steht ihrer Inhaftierung in einer Justizvollzugsanstalt entgegen. Minder gefährlich sind sie deshalb aber dennoch nicht. Häufig ist eine besondere Unberechenbarkeit einiger "Patienten" eine zusätzliche Gefahrenquelle, der verstärkt psychische und physische Fitness des Pflegepersonals als unverzichtbare Bedingungen entgegen zu setzen sind.
Trotz des in Hinblick auf die Insassen wichtigen Therapiegedankens, zu führender Gespräche, insbesondere der täglichen Nähe darf nie die Eigensicherung vergessen werden, um Gewaltausbrüche, Geiselnahmen oder etwas Schlimmeres zu verhindern. Regelmäßige berufliche Aus- und Fortbildung in Selbstverteidigungstechniken im AK Ochensenzoll sowie die bereits erwähnte "Vorstopperkompetenz" hielt Jürgen Bauer für seinen persönlichen und den Schutz anderer für nicht ausreichend. Somit erlernte er als Mittzwanziger beim TSV Bardowick noch einmal "von der Pike auf" zusätzlich Ju-Jutsu, eine waffenlose Kampfsportart, in der Elemente des Judos, Boxens, Ringens, von Karate sowie weiterer japanische Kampfsportarten vereint sind.
Ju-Jutsu-Sportler*innen legen Wert auf die Tatsache, dass ihre Sportart besonders gut die mentale Stärke schult sowie den Charakter und das Selbstbewusstsein prägt. "Nachgeben, um zu siegen", die Kraft des Angreifers gegen diesen zu nutzen, um auch körperlich Unterlegenen die Möglichkeit zu eröffnen, sich effizient ohne Waffen zur Wehr zu setzen (im Ausnahmefall nutzt man die Waffe des Täters), um letztendlich den Angreifer durch den Einsatz bestimmter effizienter Techniken kontrollieren zu können.
All das sind psychische und körperliche Fertigkeiten, die auch "außerhalb der Matte" im Leben hilfreich sind. Selten einen Mann kennengelernt, der so wie Jürgen Bauer "in sich ruht". Eine körperliche Auseinandersetzung mit ihm sollte man auf keinen Fall suchen; das könnte ansonsten für den Angreifer sehr schmerzhaft enden.
Der zwischenzeitlich mit Ehefrau Angelika verheiratete Jürgen B. und Vater seines vierjährigen Sohnes Vincent trug seinerzeit 1996 die Idee an die Geschäftsführung des SVI heran, auch im Fußball den Jüngsten in der sogenannten "Pampers-Liga" (heute "Mini-Kicker" und "Bambini") ein Sportangebot zu unterbreiten. Wie so oft bewahrheitete sich einmal mehr die Erfahrung, dass der/die Vorschlagende auch die die Umsetzung des Vorschlags "am Hals hat"; nun begann für Jürgen Bauer auch eine Karriere als Jugendtrainer; diese Tätigkeit übte er dann für einige Jahre aus.
Ursächlich waren auch seine langjährigen beruflichen Erfahrungen mit Tätern schwerster Verbrechen und die Gedanken an deren Opfer, die ihn im Jahre 1999 dazu bewegten, Kindern und Jugendlichen ein Angebot im Vereinssport vorzuschlagen. Ju-Jutsu ist hierfür eine hervorragende Sportart, um die Kids charakterlich und in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, sie "wehrhaft" machen zu können. Eine neue Abteilung wurde schnell im SV Ilmenau gegründet; irgendwie logisch, dass die Abteilungsleitung von Jürgen Bauer übernommen und diese dann bis 2020 für über 20 Jahre auch ausgeübt wurde. Wichtiger war für ihn aber die Tätigkeit als Trainer in seiner schnell auf bis zu 30 Kinder- und Jugendliche aufwachsenden Ju-Jutsu-Abteilung. Qualifizierte Trainerunterstützung sicherte eine früh eingegangene Kooperation mit dem KS Lüneburg (KSL).
Sehr gutes intensives Training führte schnell zur Bildung einer Wettkampfgruppe und Teilnahmen an diversen Wettkampfmeisterschaften auf Kreis-, Bezirks, Landes-, norddeutscher- und Bundesebene, in Einzelfällen auch europaweit. Und dieses alles mit Sportler*innen einer kleinen Ju-Jutsu-Abteilung eines Vereins im Süden von Lüneburg ohne jahrzehntelange Wettkampftradition!
Um sich für eine Teilnahme auf der nächst höheren Ebene von Meisterschaften qualifizieren zu können, war grds. mindestens der 4. Platz bei einem Wettkampf auf der darunter befindlichen Qualifikationsebene zu erreichen. Hierbei ist nicht die Gürtelfarbe für den sportlichen Erfolg wichtig, sondern lediglich hartes Training und sportlicher Ehrgeiz. Wer bei den Deutschen Meisterschaften teilnehmen möchte, muss neben der erbrachten Qualifikation "lediglich" Träger*in des "grünen Gürtels" sein.
Vincent Bauer, Sohn von Jürgen Bauer, und Max von der Ohe schafften es, in den frühen Jahren der neuen Ju-Jutsu-Abteilung erfolgreich an Norddeutschen Meisterschaften oder sogar an der Deutschen Meisterschaft teilzunehmen und gute Platzierungen zu erreichen.
Ebenso machte schnell auch Edda Marwede früh in der SVI-Ju Jutsu-Abteilung durch "erkämpfte" Spitzenplätze bei einigen Meisterschaftsturnieren auf Kreis-, Bezirks-, Landes- und gemeinsamen Meisterschaften/Nord (GEM-Nord) bis hin zur Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften sowohl auf sich als auch auf die hervorragende Ausbildung beim SV Ilmenau aufmerksam.
In den jüngeren Jahren der Ju-Jutsu-Abteilung stehen insbesondere die Namen von Lisa-Marie Heinemann sowie Laura Müller für den Erfolg der Ju-Jutsu-Abteilung des SV Ilmenau.
Dazu gehört auch Jolina Rüdiger, die zuletzt durch hervorragende Leistungen auffiel.
Hier eine Kurzfassung zur Erfolgsgeschichte dieser Sportlerinnen und somit natürlich auch der Ju-Jutsu-Abteilung von Jürgen Bauer im SV Ilmenau:
Lisa Marie Heinemann :1. Platz beim "Internationalen Deutschland-Pokal" im Jahre 20091. Platz German Open (weltgrößtes Turnier in dieser Sportart mit 1200 Sportler auf 10 Matten) in Hanau ebenso 2009
1. Plätze bei Bezirksmeisterschaft und Landesmeisterschaft
1. Platz beim Deutschland-Pokal 2009
"Sportlerin des Jahres 2010" der Stadt Lüneburg und des Landkreises Lüneburg.
Laura Müller:1. Platz bei dem Norddeutschen Meisterschaften 20121. Platz bei den German Open "auf Schalke" in Gelsenkirchen
Jeweils 1. Platz bei den Deutschen Meisterschaften in den Jahren 2014, 2015 und 2016
5. Platz bei den Europameisterschaften 2015 in Benja Luka/Bosnien Herzogowina
Sportlerin des Jahres 2015 der Stadt Lüneburg und des Landkreises Lüneburg
Jolina Rüdiger:2. Platz bei der Deutschen Schülermeisterschaft in Zeitz 20153. Platz bei den Norddeutschen Meisterschaften 2016
1. Platz bei den Norddeutschen Meisterschaften 2017
Ausgebildet wurden die erwähnten jugendlichen Spitzenathlet*innen und viele andere Ju Jutsu-Sportler* beim SV Ilmenau unter der Leitung von Jürgen Bauer. Ohne sein hohes Engagement, seine Tätigkeit als Trainer und "Kümmerer" wären die persönlich erreichten Erfolge der Sportler*innen und somit auch für den SV Ilmenau nicht möglich gewesen.
Bei allem Respekt für die Sportler*innen und die von ihnen erreichten großen Erfolge; welchen Respekt und welche Anerkennung haben dann aber überhaupt Personen wie Jürgen Bauer verdient, die diese Erfolge erst ermöglichen? Sie sind es, die Talente entdecken, motivieren, fördern und diesen letztendlichen Möglichkeiten eröffnen, außergewöhnlich gute Leistungen in ihrer Sportart zu erbringen.
Intensives Training im Verein, dazu die regelmäßige Begleitung zum Kadertraining auf regionaler und Landesebene u.a. in Hannover in Nienburg, die ständige Teilnahme an unterschiedlichsten Meisterschaften mit Sportler*innen des Vereins im Bundesgebiet haben neben dem Engagement natürlich enorm viel Zeit erfordert. "Nebenbei" war Jürgen Bauer weiterhin im Schichtdienst des Maßregelvollzugs, zuletzt in der Psychiatrischen Klinik Lüneburg (PKL), vormals Landeskrankenhaus, tätig. Sehr häufig plante er seinen Dienst so, dass er die vielen Termine zusammen mit den Teilnehmer*innen seiner Ju-Jutsu-Wettkampfgruppe wahrnehmen konnte; im Nachhinein nicht mehr zu zählende Urlaubstage oder Tage für Mehrdienstausgleich investierte er zusätzlich für seine Ju-Jutsu-Abteilung. Unzählige Stunden hat er dem Sport und der sportlichen Ausbildung von Kindern und Jugendlichen gewidmet. Das ist ihm wichtig, aber, so Jürgen Bauer, eine Investition, die sich nicht nur aus sportlichen Gründen lohnt.
Wie oft erfährt man eigentlich in diesen vielen Jahren des Engagements Dankbarkeit und angemessene Anerkennung?
Getoppt wird das selbstlose Engagement noch durch die Tatsache, wie Arnold Elvers (Ehrenvorsitzender des SVI) zu berichten weiß, dass Jürgen Bauer sehr häufig seine Aufwandsentschädigung als Übungsleiter dem Verein als Spende zurück überwies.
Anlässlich der Jahreshauptversammlung im Jahr 2020 ist Jürgen Bauer von seinem Amt als Abteilungsleiter der Ju-Jutsu-Abteilung des SVI zurückgetreten. Sein Nachfolger ist sein Sohn Vincent, bei diesem er die Leitung der Abteilung gut aufgehoben weiß. Jürgen Bauer ist im selben Jahr aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden. Er hat nun mehr Zeit für seine Familie. Insbesondere für Ehefrau Angelika, mit der er nun 38 Jahre verheiratet ist. Er ist ihr sehr dankbar, dass sie ihn in den vielen Jahren sein Hobby bzw. Leidenschaft als Trainer ausüben ließ. Regelmäßig betreibt Jürgen Bauer Nordic Walking. Mit dem Ju-Jutsu hat er allerdings noch nicht aufgehört. Er unterstützt seinen Sohn weiterhin als Trainer, insbesondere bei der Ausbildung der jüngsten Kampfsportler*innen.
Gut möglich, dass er dabei wieder auf ein neues Talent stoßen wird, das Talent und Ehrgeiz aufbringt, um an die Erfolge ehemaliger Sportler*innen der SVI-Ju Jutsu-Abteilung anknüpfen zu können. Eines ist sicher, übersehen wird Jürgen Bauer ein solches Talent nicht.
Und nebenbei: Ein Trainer von Deutschen Meister*innen würde sich über neue Mitglieder*innen in der Ju-Jutsu-Abteilung freuen und seine Kompetenz natürlich sehr gerne für die sportliche Ausbildung von Kindern zur Verfügung stellen. Das ist doch wohl ein attraktives Angebot!
Training für Kinder und Jugendliche im Mindestalter von acht Jahren ist freitags um 17:30 Uhr in der Sporthalle in Melbeck.
Andreas Behne
Pressewart im SV Ilmenau